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Ich öffne meine Augen, ein Blick auf die Uhr sagt mir, es ist noch sehr früh. Von draußen ertönt Vogelgezwitscher. Sonntag, denke ich und dann fällt mir ein – Dienstag, es ist Dienstag.
Seit knapp drei Wochen fühlt sich die Zeit endlos an. Ich frage mich, woran es liegt und komme zu dem Schluss, dass es ist dem Umstand geschuldet, dass ich nicht weiß, wann diese freie Zeit endet. Ich schaue auf den Kalender, sonst könnte ich noch nicht einmal sagen, dass es drei Wochen sind. Von einem Tag auf den anderen änderte sich der Alltag, ohne Vorwarnung.
Eben noch vertieft in das Sortieren der Spiele, bekomme ich mitgeteilt, dass erstmal kein Kind zur Betreuung kommt, in dieser besonderen Zeit. Worte wie Schlüsselpersonen und systemrelevant ziehen in meinen Wortschatz ein.
Schlüsselpersonen sind zentrale Persönlichkeiten mit besonderen Einstellungen, Fähigkeiten und wichtigen Kompetenzen, die entscheidenden, prägenden oder führenden Einfluss auf eine Gruppe, Organisation oder ein Unternehmen ausüben. Synonym dazu wird der Begriff „Schlüsselfigur“ verwendet, insbesondere zur Kennzeichnung zentraler Protagonisten bzw. der Haupt-Charaktere in einem Roman, Bühnenstück, einer Oper etc.
Das sagt Wikipedia dazu. Nur dass es sich nicht um einen Roman handelt, sondern um die Wirklichkeit.
Als systemrelevant (englisch systemically important, englisches Schlagwort dazu englisch too big to fail, deutsch „zu groß zum Scheitern“) werden Unternehmen oder Berufe bezeichnet, die eine derart bedeutende volkswirtschaftliche oder infrastrukturelle Rolle in einem Staat spielen, dass ihre Insolvenz nicht hingenommen werden kann oder ihre Dienstleistung besonders geschützt werden muss.
Auch hier finde ich bei Wikipedia eine Erklärung.
Meine Kolleginnen und ich gehören zu den systemrelevanten Menschen, deren Aufgabe es ist, Kinder von anderen systemrelevanten Menschen sieben Tage in der Woche zu betreuen.
Also erstellen wir einen Dienstplan für die nächsten Wochen und warten auf die Kinder. Während bisher unzählige Kinder die Gänge fluteten, sind es in diesen Zeiten, eine Handvoll. Immer zwei Betreuer sind eine Woche für eine bestimmte Anzahl von Kindern zuständig.
Wünsche werden erfüllt.
Das Novemberkind hat sich immer gewünscht, dass ihre Mutter, nicht fremde Kinder betreut, sondern nur für sie da ist.
Die Bloggerin hat sich immer gewünscht, Homeschooling ausprobieren zu können.
Nachdem wir also seit drei Wochen auf dieser 2-Personen-Insel leben, hat sich unser Alltag sehr verändert. Auf vieles was wir liebgewonnen haben, müssen wir verzichten. Wäre der Hund nicht, würde mein Tag vermutlich nicht um fünf Uhr morgens starten. Doch so hält er uns ein wenig in der Normalität.
Es reiht sich Sonntag an Sonntag.