Die Erle: Symbol für Anpassung & Naturverbundenheit

Warum schreibe ich jetzt ausgerechnet über einen Baum?

Der Blick zurück

Nun, das hat tiefere Wurzeln. Bäume haben mich schon immer fasziniert. In schweren Zeiten waren sie meine stillen Tröster, spendeten Schatten in der Sommerhitze und schützten mich wie ein lebendiges Dach, wenn ich Zuflucht suchte. Doch irgendwann, im Lauf der Jahre, war diese Verbindung in den Hintergrund gerückt, und nur ein oberflächliches Interesse blieb zurück.

Was hat sich geändert ?

Seit kurzem aber sehe ich Bäume wieder mit anderen Augen – als die leisen Riesen, die sie wirklich sind. Es ist, als hätten sie sich aus dem Hintergrund hervorgearbeitet, und ich merke, wie meine alte Verbundenheit wieder wächst.

In meiner täglichen Arbeit mit Kindern fällt mir immer wieder auf, wie fremd ihnen die Welt der Bäume und Pflanzen geworden ist. Für viele sind Bäume einfach grüne Kulissen, an denen man vorbeigeht – ohne wirklich hinzusehen. Diese Distanz zur Natur macht mich nachdenklich. Aber wie kann ich ihnen die Faszination für diese stillen Riesen nahebringen, wenn ich selbst nicht genug darüber weiß?

Das Foto wurde mit KI erstellt

Also habe ich beschlossen, selbst wieder tiefer in die Welt der Bäume einzutauchen. Nur wenn ich ihre Geschichten, Eigenarten und Geheimnisse kenne, kann ich den Kindern vermitteln, wie viel Lebendigkeit und Weisheit in ihnen steckt.

Erscheinungsbild der Erle

Die Erle, wie ich sie täglich sehe

An diesem stattlichen Baum führt mich mein Weg jeden Tag vorbei. Die Erle steht vor dem Eingang des städtischen Gymnasiums und ist mir gestern zum ersten Mal „begegnet“.

Unzählige Male habe ich mit dem Goldkehlchen darunter gestanden. Doch niemals bewusst darauf geachtet, unter welchem Baum wir dort stehen.

Ich kann überhaupt nicht abschätzen, wie groß sie ist. Neben ihr stehen drei Fahnenstangen, an denen unter anderem die Landesfahne  weht. Daher schätze ich sie auf 6 -7 Meter.

Die Erle und wie Wikipedia sie beschreibt

Zum für ausgewachsene Erlen typischen Erscheinungsbild gehören die grauschwarze, rissige Borke und die etwa 1 Zentimeter großen verholzten Fruchtzapfen. Die Blätter sind, je nach Art, einfach oder doppelt gesägt und rundlich.

Junge Erlen sind in der Lage, jährlich bis zu 1 Meter zu wachsen. Je nach Standort und Sorte können Erlen etwa 25 bis 30 Meter hoch und bis zu 120 Jahre alt werden.

Grau- und Schwarz-Erle (Alnus incana und Alnus glutinosa) wachsen vorwiegend an Gewässerrändern oder in Feuchtgebieten. Das heisst, diese Erle steht an einer sehr untypischen Stelle. Das siehst du auf den beiden Fotos. Die Grau- und Schwarz-Erlen wirken oft als Uferschutz gegen Ausspülung und gelten als ökologisch wertvoll.
Die Laubblätter der Erle bieten zahlreichen Falter- und Schmetterlingsarten Lebensraum und Nahrung.

Quellen: Fotos Brigantis Kosmos / Text: Wikipedia

Die Erle und die Mythologie

Die Uni Göttingen schreibt über die Erle folgendes

So unspektakulär uns dieser Baum heute erscheinen mag, umso mehr fürchteten ihn unsere Ahnen: als Vertreter der feuchten, nebligen Auwälder wurde der Erle nachgesagt, unheilvolle Wesen wie Wasser-, Moor- und Nebelgeister zu beherbergen. Irrlichter blinzeln aus ihren Zweigen und bringen ahnungslose Wanderer vom Wege ab, wo sie Gefahr laufen, dem Erlenweib zu begegnen. Diese finstere Gestalt, der Hexerei mächtig, lockt den armen Wanderer immer tiefer in den dunklen Sumpf hinein.

Quelle: Uni Göttingen

Wenn man die Äste der Erle abschneidet, dann „blutet“ sie. Ihr Saft ist rot und wurde von keltischen Krieger zur Kriegsbemalung genutzt. Blätter und Rinde galten damals heilend und sollten das Fieber senken.

Ein typischer Standort der Erle

Bild: pixabay

Andere Meinungen zur Mythologie

Sie war in der keltischen Welt ein heiliger Baum . Ein Zitat von der Website Irland News beschreibt es so:

Gut verwurzelt zeigt die Erle, dass es in der Natur viele Möglichkeiten gibt. Angepasst und stark hat sie ihre Nische gefunden und bietet einen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Auch von diesem heiligen Baum der Kelten können wir viel lernen.

Die Antwort auf die Frage, warum ich über diesen Baum schreibe

Mein Blick auf die Welt um mich herum hat sich in den letzten Jahren verändert. Wenn Pflanzen durch Dürre oder andere Umwelteinflüsse sterben, spüre ich einen tiefen Kummer – als würde ein Stück Leben verloren gehen, das wir nie zurückholen können. Diese Verluste sind für mich mehr als ein bedrückendes Bild der Natur: Sie sind ein Vorbote dessen, was auch uns Menschen bevorstehen könnte.

Es ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass das Leben, wie wir es kennen, nur Bestand hat, wenn wir lernen, uns den natürlichen Gegebenheiten anzupassen. Ob diese Veränderungen nun von uns selbst verursacht sind oder nicht – ohne eine respektvolle Anpassung wird es irgendwann keine Orte mehr geben, die für uns lebenswert sind. Die Zeit, in der wir nur Beobachter waren, ist längst vorbei; jetzt liegt es an uns, das Ruder herumzureißen, solange wir noch können.

Meine Aufgabe

Vielleicht ist die Erle mir genau deshalb begegnet – als Sinnbild der Anpassung und als Lehrmeisterin der Natur. Sie gedeiht an den Rändern, dort, wo Wasser und Erde ineinander übergehen, wo andere Pflanzen längst aufgeben würden. Die Erle findet Wege, sich an die härtesten Bedingungen anzupassen, sich festzuhalten und dennoch zu wachsen.

Die Früchte der Erle

Diese Begegnung erinnert mich daran, wie wichtig es ist, ihre Geschichte und die der Natur in meinen Alltag zu bringen. Vielleicht ist das meine Aufgabe: von der Widerstandskraft der Erle zu erzählen und den Kindern zu zeigen, dass auch wir unsere Wurzeln finden und gleichzeitig flexibel bleiben können. Es ist eine leise, aber kraftvolle Botschaft, die ich weitergeben darf – und die mir durch die Erle bewusst geworden ist.

Hast du einen Lieblingsbaum ?

3 Gedanken zu „Die Erle: Symbol für Anpassung & Naturverbundenheit

    1. Drei Eichen auf einer Kreuzung in einer Hohlgasse begleiten mich seit über neunzehn Jahren und bedeutet mir sehr viel. Um eine mache ich mir Sorgen, den sie trägt immer weniger Blätter und immer mehr Trockenholz. Es sind so mächtig , große Bäume an dieser Stelle. Liebe Grüße, Britta

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  1. Liebe Britta, ich freue mich sehr, dass du deinen Zugang zu Bäumen wiedergefunden hast. Mein Logo ist nicht ohne Grund ein Baum. Mich faszinieren diese wunderbaren Wesen auch schon lange.

    Ich habe keinen Lieblingsbaum, für mich haben sie alle lebenswerte Persönlichkeiten und Facetten, die für mich von Bedeutung sind.

    Liebe Grüße und danke für diesen herzerwärmenden Beitrag!

    Angela

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