Zurück zur Natur: Meine persönliche Verbindung

(das Beitragsbild wurde mit KI generiert)

Anfang des Monats bin ich eher zufällig auf die Blogparade von Marianne gestoßen – vermutlich über eine Mail von Judith Peters, wie so oft bei solchen inspirierenden Fundstücken. Die Frage, die dieser Blogparade zugrunde liegt, hat mich sofort berührt.

Wie ist deine Verbindung zur Natur?

Dieser Beitrag ist mein Versuch, meine Verbindung zur Natur mit Worten zu beschreiben.

Wie alles begann – Es gibt nicht den Anfang

Einen klaren Anfang gibt es eigentlich nicht. Keine plötzliche Erkenntnis, kein großer Moment. Eher war es ein allmähliches Hineinwachsen. Rückblickend fällt mir eine Zeit ein, in der vielleicht vieles seinen Lauf nahm: Ich war zehn oder elf Jahre alt und verbrachte die Sommerferien bei meiner Tante Maria im Saarland.

Ihr Haus lag am Rand des Dorfes, direkt hinter dem Garten begann der Wald. Für mich war das ein kleines Abenteuer. Ich streifte allein zwischen den Bäumen umher, ließ mich treiben. Angst hatte ich keine. Im Gegenteil – ich empfand diese Spaziergänge als etwas sehr Besonderes. Damals konnte ich das nicht benennen, aber ich fühlte mich verbunden mit etwas, das ich nicht ganz verstand, das aber gut

In dieser Zeit begegnete ich zum ersten Mal der Welt des losen Tees. In dem Dorf, aus dem meine Tante – und auch meine Mutter – stammt, gab es einen Teeladen. Kein großer, aber einer dieser Läden, die eine Atmosphäre versprühen, die besonders ist. Es roch anders als ich es kannte. Heute weiß ich, es roch nach Kräutern und Gewürzen. Bis dahin kannte ich nur Teebeutel aus dem Supermarkt. Meistens Pfefferminz oder Hagebutte, aus dem ALDI.

Aber hier lernte ich plötzlich etwas Neues kennen: Kräutertee in Dosen, losen Schwarztee, Hagebuttenschale, getrocknete Blätter, Blüten und Wurzeln – und ich stieß zum ersten Mal auf den Namen Maria Treben. Das alles faszinierte mich. Und so begann ich, mich auch zu Hause mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Zurück zu Hause fehlte dieser Laden, aber meine Neugier war geweckt. In Ermangelung einer Alternative landete ich in der Apotheke, wo es zumindest eine kleine Auswahl an Heilkräutern gab. Kamille, Brennnessel, Frauenmantel, Hirtentäschel – langsam begann ich, sie zu erkennen. Ich sammelte, trocknete, probierte aus. Es wurde etwas Alltägliches, fast Selbstverständliches. Tee war für mich nicht mehr nur ein Getränk. Er wurde Begleiter. (Das änderte sich erst, als ich in eine Familie von Kaffeetrinkern einheiratete)

So ähnlich sah meine erste Teetasse aus. Quelle: shop.kusera.de

Ich liebte es, morgens vor dem Unterricht allein durch die Felder zu laufen oder mit dem Rad unterwegs zu sein. Es war still, aber lebendig – besonders, wenn die Lerche sich zeigte. Ich beobachtete sie, hörte ihr zu. Diese kleinen Rituale wurden mit der Zeit ein fester Teil von mir.

So ging es los, ohne dass ich es damals wusste.

Tägliche Wege

Heute

Lange Zeit war das Thema Natur eher Hintergrundrauschen. Nicht weg, aber leise. Andere Dinge hatten Priorität – Familie, Arbeit, Organisation des Alltags. Und doch blieb da etwas bestehen, vielleicht wie ein Faden, der sich zwar lockerte, aber nie ganz abriss.

Das Haus, in dem ich von 1994 bis 2005 lebte, hatte einen großen Garten – 1.300 Quadratmeter. Ein Geschenk, aber auch eine Aufgabe. Ich bepflanzte ihn gemeinsam mit der Großfamilie, in der ich damals lebte, wie ich es von meinen Eltern kannte: mit Gemüsebeeten, Obstbäumen, Johannes und Himbeersträuchern, Petersilie, Schnittlauch und Salbei. Das gehörte einfach dazu. Aber mit der Zeit veränderte sich mein Blick. Ich las „Der Biogarten“ – ein Buch, das für viele damals ein Klassiker war – und es öffnete mir die Augen. Ich begann, den Garten nicht nur als Fläche für Ertrag zu sehen, sondern als Lebensraum, als Teil eines größeren Ganzen.

So entstand – nicht immer zur Freude der Nachbarn oder der Schwiegereltern – ein kleiner Bauerngarten vor dem Haus, mit wilden Ecken und bewusst gesetztem Chaos. In einer Gartenecke durften Brennnesseln wachsen – als Nahrungspflanze, aber auch, um Jauche anzusetzen. Dünger aus der Flasche kam mir schon damals nicht mehr in die Tüte. Ich wollte es anders machen. Weniger perfekt. Naturnäher.

Mit dem Umzug in eine Mietwohnung und damals drei Kindern verschob sich mein Fokus. Es gab lange Phasen, in denen Natur vor allem draußen stattfand – irgendwo, aber nicht bei mir. Der Balkon wurde zum Grillen, Wäsche trocknen und anderen Aktivitäten genutzt. Aber irgendwann stieß ich zufällig auf den Bio-Balkon-Kongress von Birgit Schattling. Und da war es wieder, dieses alte Interesse, das nie wirklich verschwunden war.

Seitdem wächst auf dem Balkon jedes Jahr zuverlässig Sauerampfer. Andere Pflanzen kommen und gehen, je nachdem, wie es passt – was das Wetter hergibt, was ich finde, was mich gerade inspiriert. Es ist kein durchgeplanter Anbau. Es ist ein Mitgehen.

Ein wirklicher Wendepunkt kam, als in meiner Umgebung ein Seniorenheim gebaut wurde – ausgerechnet auf einer Fläche, die über Jahre hinweg ein stilles Biotop war. Alte Bäume, kleine Pfade, ein Ort, der gewachsen war, mit Verbindungen, die man nicht sah, aber spürte. Als die ersten Maschinen anrollten, merkte ich, wie sehr ich mich innerlich dagegen sträubte. Ich war betroffen – tiefer, als ich erwartet hätte. Es war, als ob etwas in mir aufwachte.

Hier wuchsen Bäume und Sträucher. Es war eine städtische Ausgleichsfläche

Seitdem ist vieles anders. Ich fühle mich heute stark verbunden mit dem, was draußen ist – den Bäumen, den Pflanzen, den Tieren. Ich beobachte bewusster, höre genauer hin. Ich schreibe darüber, mache Fotos, nicht um etwas festzuhalten, sondern um achtsam zu bleiben. Gerne laufe ich durch Felder, bleibe stehen, höre dem Wind zu – und manchmal auch der Lerche. Sie begleitet mich bis heute.

Was geblieben ist

Es ist sicher kein Zufall, dass dieser Beitrag heute erscheint – am 21. Juni, zur Sommersonnenwende. Solche Übergänge im Jahreskreis sind für mich mittlerweile mehr als nur ein Datum. Sie sind kleine Haltepunkte geworden. Momente, in denen ich bewusst innehalte, ein Ritual gestalte, ein Feuer entzünde. Heute Abend werde ich wieder draußen sitzen, in die Flammen schauen und mich mit den Pflanzen verbinden, die mich durch das Jahr begleiten. Einfach wahrnehmen, was da ist – und was sich vielleicht zeigt.

Solche Rituale gehören inzwischen zu meinem Alltag. Nicht regelmäßig, nicht perfekt, aber ehrlich. Sie sind eine Form von Verbindung – zu mir, zur Natur, zu dem, was oft unbeachtet bleibt.

Was ist mit dir?
Fühlst du dich verbunden mit dem, was draußen geschieht? Spürst du die Veränderungen, den Rhythmus, die kleinen Zeichen am Wegesrand?

Ich würde mich sehr freuen, wenn du deine Gedanken dazu mit mir teilst – ganz einfach unten in den Kommentaren. Vielleicht entsteht daraus ein Gespräch. Vielleicht nur ein kurzer Moment der Verbindung. Beides wäre schön.

Vielleicht geht es am Ende nicht darum, die Natur zu finden – sondern sich wieder als Teil von ihr zu erinnern. An das, was schon immer da war. Still, lebendig, tragend.

„Die Natur ist nicht etwas, das wir besuchen – sie ist unser Zuhause.“
– Gary Snyder

5 Gedanken zu „Zurück zur Natur: Meine persönliche Verbindung

  1. Ein sehr schöner Beitrag 😀 obwohl ich schon sehr müde bin – ich denke, ich werde heute Abend auch noch ein Licht auf dem Balkon anzünden und einen Moment dankbar innehalten. Ich habe früher auch leidenschaftlich gerne Garten gepflegt. Heute fühle ich mich vor allem beim wandern und fahrradfahren mit der Natur verbunden
    Liebe Grüsse Brig

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  2. Ohne meine Verbindung zur Natur ginge gar nichts bei mir. Sei es im ganz kleinen auf dem Balkon oder im Garten oder im Großen…
    Gerne vertiefen ich mich in meine Projekttiere und versuche immer wieder über den Tellerrand zu schauen
    Hab eine schöne, motivierende Zeit auf dem Balkon oder überall, wo Du die Natur triffst!
    Liebe Grüße
    Nina

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  3. Liebe Britta, was für berührende Zeilen. Danke. Ist es nicht herrlich, einfach mal dazusitzen und dem drumherum der anderen die mit uns auf dieser Erde sind zu lauschen, ihre Präsenz zu spüren und zu fühlen – ich bin Teil davon.Ich habe so ein zwei Lieblingsplätze, die ich regelmässig besuche und für ein zwei Stunden dort verweile. Ich sitze da, bin einfach da und lausche und staune. Über kleines Getier, großes Getier, ein Kräutlein, das ich noch nicht kannte oder über die Erhabenheit des Baumes, an dessen Stamm ich mich anlehnen darf. Viele Grüße

    Angelika

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