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Wie alles begann
Anfang 2019, meine Mutter war zu dem Zeitpunkt 82 Jahre alt, berichtete meine Mutter mir über ihre Wortfindungsstörungen. Seit diesem Tag hat sich Schritt für Schritt einiges in unser beider Leben verändert.
Das Mutter-Tochter-Ding
Wir hatten nie ein besonders herzliches Verhältnis. Außenstehende erzählen mir auch heute noch, dass meine Mutter viel über mich und meine Kinder gesprochen hat und gehen davon aus, dass sie mich besonders geliebt hat. Im Gegensatz zu meinem Bruder. Ich könnte dem immer wieder widersprechen, aber glauben würde mir das niemand so richtig, deswegen wissen nur enge Freunde, mein Psychotherapeut und unser gemeinsamer Hausarzt wirklich Bescheid.
Sporadischer Kontakt über Jahre
Meine Mutter ist seit 20 Jahren Witwe. Bereits vorher ist sie zweimal im Monat mit einer Wandergruppe ohne meinen Vater unterwegs gewesen, denn er konnte aufgrund seiner Gehbehinderung daran nicht teilhaben. Nur die Wanderurlaube haben sie gemeinsam verbracht. Mein Vater war täglich über Stunden mit dem Rad unterwegs, besuchte mich und meiner Familie dreimal in der Woche und verbrachte viel Zeit mit seinen Enkeln. Meine Mutter begleitete ihn an Geburts- und Feiertagen zu uns. Sonst hatten wir keinen Kontakt, obwohl wir nur 4 km auseinander wohnten. Das änderte sich auch nicht, als mein Vater starb oder nach der Scheidung, als ich in dieselbe Stadt wie meine Mutter zog. Nach der Geburt des Novemberkindes began sie uns einmal in der Woche abends zu besuchen. Ihr Turnkurs in der gegenüberliegenden Turnhalle fand um 18.30 Uhr statt und sie kam immer eine halbe Stunde vorher zu uns. Egal ob ich Zeit hatte oder nicht.
Alles wird anders
Mit den Wortfindungsstörungen stellten sich nach und nach auch andere Störungen ein. Die Turnfreunde holten sie jede Woche ab und brachten sie nach Hause, denn mit dem pünktlich sein, dass wurde schwierig. Wandern ging sie damals bereits nicht mehr, weil sie nach einem Sturz im Wald schnell Rückenschmerzen bekam. Ihre Freundin und sie spazierten aber jeden Tag ihre 3-4 km rund ums Dorf, wie es bei uns so schön heisst. Als die Freundin in 2020 schwer erkrankte, fiel auch das weg. Im März 2020 schlossen die Turnhallen, Cafe´s und vieles mehr. Ihr normaler Alltag, der ihr Orientierung gab, reduzierte sich immer mehr. Als die Sparkassen schlossen, war sie mit den Automaten überfordert, so dass ich von diesem Zeitpunkt an ihre Barabhebungen tätigen muss. Und so fielen mir Schritt für Schritt immer mehr Aufgaben zu.
Die Unselbstständigkeit nimmt zu
In den Sommerferien beschloss ich, dass ein Pflegedienst die Medikamentengabe übernehmen soll. Denn ich sehe mich außerstande, zweimal am Tag zur meiner Mutter zu radeln um geduldig zu warten, bis sie ihr Glas Wasser trinkt und ihre Tabletten nimmt. Sie wohnt immer noch in ihrer Wohnung, die sie Anfang 20 gemeinsam mit meinem Vater bezogen hat. Zweimal in der Woche kommt nun eine Alltagsbegleiterin. Erledigt mit ihr Besorgungen, nimmt Termine mit ihr wahr und hält sie am Laufen.
Ich bin überfordert
Vor Weihnachten spitzte sich die Lage zu. Leider ist immer noch kein Zimmer in der Seniorenresidenz frei, so dass ich noch mehr gefordert bin. Fast tägliche Besuche, tägliche Telefonate mit ihr gehören nun zu meinem Alltag.
- Fortsetzung folgt